Herr Karl-Heinz Hahn, Bürgermeister von Grolsheim von 1960 bis 1999, blickt 50 Jahre zurück.
Vor 50 Jahren gab es für die Hinterlassenschaften aus den Toiletten Sammelgruben, von denen aus die Gülle direkt auf die Felder ausgebracht wurde, oder sie wurden zum Teil ungeklärt in die umliegenden Gewässer eingeleitet. Die finanzstärkste Gemeinde Gensingen, fing damals als erste Gemeinde mit dem Bau der Kanalisation und dem Straßenbau an. Mit unterstützt wurde dies von Herrn Alexander Bretz, der Firma Bretz Polstermöbel, die damals bereits in Gensingen ansässig war. 1961 wurde über den Bau einer Kläranlage für Gensingen gesprochen. Diese Kläranlage sollte zwischen Gensingen und Grolsheim gebaut werden. Für unsere kleine Gemeinde Grolsheim war es klar, dass für uns allein eine Kanalisation mit Kläranlage finanziell nicht tragbar und technisch im Alleingang undurchführbar gewesen wäre.Altbürgermeister Karl-Heinz Hahn (lks.) mit Abwassertechniker Ronny Mahle vor der großen Schalttafel der Kläranlage.
Nachdem ich mehrere Gespräche, u.a. mit dem Wasserwirtschaftsamt, dem Ing. Büro Lautrich und dem damaligen Bürgermeister Semus von Planig geführt hatte, schlug ich vor, eine Gemeinschaftskläranlage für die damals eigenständigen Gemeinden Gensingen, Horrweiler, Aspisheim, Dromersheim, Sponsheim und Grolsheim, zu bauen.
Hierzu gründeten wir einen Abwasserverband für die gemeinsame Ableitung und Behandlung der Abwässer für die o.g. genannten Gemeinden.
Das Ing. Büro und das Landratsamt schlugen vor, die Kläranlage hinter Grolsheim und nicht zwischen Gensingen und Grolsheim zu bauen.
Bis zur Bildung des Wasser-und Bodenverbandes „Unterer Wiesbach“ war es noch ein langer Weg, da die Gemeinden zuerst alle gegen eine Kläranlage waren.
So hat sich zum Beispiel Sponsheim heftig gegen diese Kläranlage ausgesprochen, da Sponsheim durch ihre Lage die meiste Geruchsbelästigung hat.
Für die Zustimmung von Sponsheim wurde eine einmalige Zahlung von Grolsheim an Sponsheim geleistet. Dies konnte Grolsheim damals nur leisten, da sie die Gewerbesteuereinnahmen der Baufirmen hatte.
Mit viel Überzeugungsarbeit, die geleistet werden musste, hatten wir es auch mit Unterstützung von Herrn Bretz geschafft.
Am 23.05.1962 war es dann soweit. Im Gensinger Rathaus fand unter Vorsitz von Regierungsrat Wentzl und Landrat Anderhub die konstituierende Sitzung zwecks Bildung des Wasser- und Bodenverbandes „Unterer Wiesbach“ statt.
In dieser Sitzung wurde nun der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende gewählt. Dies hatten wir damals sehr unbürokratisch durchgeführt. Ich als Bürgermeister von der kleinsten Gemeinde wurde zum Vorsitzenden gewählt. Dies war zu diesem Zeitpunkt Grolsheim mit ca. 380 Einwohnern. Bürgermeister Schöppy von der größten Gemeinde wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dies war zu diesem Zeitpunkt Gensingen. Das Landratsamt Bingen übernahm die Geschäftsführung.
1967 war die Abnahme und Inbetriebnahme der 1. Ausbaustufe der Kläranlage „Unterer Wiesbach“.
Verbandsgemeindewerke Sprendlingen-Gensingen AöR
Betriebszweig Abwasserbeseitigung
(Stand 04.08.2017)
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